Migration ist eine tiefgreifende Erfahrung, die eine Vielzahl von Veränderungen und einzigartigen Herausforderungen mit sich bringt. Ein neues Land zu betreten bedeutet, sich mit emotionalen, kulturellen und sozialen Herausforderungen auseinanderzusetzen – Herausforderungen, die uns oft von uns selbst und unserem inneren Gleichgewicht entfremden. In diesem Kontext wird Achtsamkeit zu einem unverzichtbaren Werkzeug, um während des Migrationsprozesses Gelassenheit und emotionales Wohlbefinden zu kultivieren.

 

 Was ist Achtsamkeit?

Achtsamkeit ist ein Zustand des bewussten Wahrnehmens, bei dem wir unsere volle Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment richten – mit Interesse, Neugierde und Akzeptanz, ohne zu urteilen oder etwas verändern zu wollen. Katzen und kleine Kinder sind beispielsweise wahre Experten darin, ganz im Moment zu leben. Erwachsene hingegen haben oft Schwierigkeiten, im Hier und Jetzt zu bleiben und die Gegenwart zu genießen, da ihre Gedanken ständig um die Vergangenheit oder Zukunft kreisen. Dies kann Unruhe, Angst und Unzufriedenheit hervorrufen.

Doch Achtsamkeit bedeutet nicht nur „im Hier und Jetzt“ zu sein, sondern auch, unsere Gedanken, Emotionen und Empfindungen mit Neugier und Mitgefühl zu beobachten. Diese jahrtausendealte buddhistische Praxis hat sich wissenschaftlich als wirksames Mittel zur Stress- und Angstreduktion sowie zur Verringerung emotionaler Überforderung erwiesen. Jon Kabat-Zinn, der Begründer des Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR)-Programms, fasst es treffend zusammen: „Durch Achtsamkeit können wir Frieden inmitten des Sturms finden.“

 

Welche Vorteile hat Achtsamkeit?

Der Migrationsprozess bringt zahlreiche Veränderungen mit sich: das Zurücklassen von Familie und FreundInnen, die Adaptation an eine neue Umgebung, Sprache und Kultur. All dies kann Gefühle von Verlust, Unsicherheit und Entfremdung auslösen.

Achtsamkeit hilft uns dabei:

  1. Stress und Angst zu reduzieren: Indem wir uns auf den gegenwärtigen Moment konzentrieren, verringern wir die mentale Last, die durch Sorgen über die Zukunft oder das Festhalten an der Vergangenheit entsteht.
  2. Emotionale Selbstregulation zu fördern: Achtsamkeit ermöglicht es uns, unsere Emotionen – auch schwierige wie Angst, Nostalgie oder Frustration – anzuerkennen und wertzuschätzen, ohne sie zu verurteilen oder abzulehnen. Dadurch entwickeln wir eine mitfühlendere Beziehung zu uns selbst und anderen.
  3. Wieder mit uns selbst in Kontakt zu treten: Inmitten vieler Veränderungen hilft uns Achtsamkeit, unsere Essenz zu bewahren und uns daran zu erinnern, wer wir sind, unabhängig von äußeren Umständen.
  4. Eine Verbindung zur Gegenwart aufzubauen: Sie hilft uns, uns mit unserer neuen Umgebung und dem neuen Land zu verbinden und das Hier und Jetzt bewusster wahrzunehmen und zu schätzen.
  5. Resilienz zu stärken: Achtsamkeit lehrt uns, mit Ruhe und Bewusstsein auf Herausforderungen zu reagieren, anstatt impulsiv zu handeln. Dadurch können wir die Höhen und Tiefen der Migration besser bewältigen.
  6. Körperliches Wohlbefinden zu fördern: Regelmäßige Achtsamkeitspraxis kann körperliche Stresssymptome wie Muskelverspannungen, Schlaflosigkeit oder chronische Anspannung verringern.

 

Wie kannst Du Achtsamkeit in deinen Alltag integrieren?

Du musst keine MeditationsmeisterIn sein, um Achtsamkeit zu praktizieren. Es gibt zahlreiche einfache Achtsamkeitsübungen, die Du individuell an Deine Bedürfnisse anpassen kannst. Hier sind drei praktische Methoden für den Alltag:

  1. Bewusstes Atmen: Nimm Dir täglich ein paar Minuten Zeit, um Dich auf Deinen Atem zu konzentrieren. Spüre, wie die Luft in Deinen Körper einströmt und ihn wieder verlässt. Dein Atem ist Dein Anker, da er immer im Hier und Jetzt ist.
  2. Körperscan: Nimm Dir vor dem Schlafengehen einen Moment Zeit, um Deinen Körper gedanklich zu durchwandern. Nehme Verspannungen oder Empfindungen wahr, ohne sie verändern zu wollen.
  3. Achtsamkeit im Alltag: Sei ganz bei der Sache, egal ob Du isst, gehst oder Geschirr spülst. Nimm Farben, Texturen, Gerüche und Geräusche bewusst wahr. Wenn Du auf Deine fünf Sinne achtest, bist du automatisch im gegenwärtigen Moment.

 

Fazit: Achtsamkeit als Licht auf Deinem Migrationsweg

Achtsamkeit in den Alltag zu integrieren, kann eine der stärksten Ressourcen während Deines Migrationsprozesses sein. Sie erinnert uns daran, dass wir nicht alles um uns herum kontrollieren können – aber wir können entscheiden, wie wir mit unseren inneren Erfahrungen umgehen. Das ist ein kraftvolles Werkzeug, um auch in herausfordernden Zeiten Gelassenheit und Wohlbefinden zu finden.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Meine tägliche Achtsamkeitspraxis war mein Anker in schwierigen Momenten während der Migration. Sie hat mir geholfen, Angst und Anspannung zu reduzieren und mich stärker mit der Gegenwart zu verbinden. Deshalb lautet mein persönliches Motto:

„Lebe im Hier und Jetzt: Denk daran, tief einzuatmen und lange und langsam auszuatmen. Verbinde Dich mit Deinem Atem, mit Dir selbst und mit der Gegenwart.“

 

 Wie könntest Du in Deinem Alltag mehr Achtsamkeit integrieren?

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Eine herzliche Umarmung,

Luz María

2 Antworten

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